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Wohnen der Zukunft

Wie wollen wir in Zukunft wohnen und die Gemeinschaft erleben? Der Sunnige Hof hat diese Frage aufgegriffen und Jugendliche sowie junge Erwachsene eingeladen, ihre Perspektive einzubringen. In einem interaktiven Workshop entstanden visionäre Ideen für nachhaltige, gemeinschaftliche und zukunftsfähige Wohnformen – von der «grünen Oase» bis hin zu einem KI-gesteuerten Kühlschrank.

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Wie sieht das Wohnen der Zukunft aus? Und wie wollen wir das solidarische Zusammenleben in einer Wohnsiedlung in den kommenden Jahren gemeinsam gestalten und stärken? Dieser Fragestellung geht der Sunnige Hof Tag für Tag nach und leitet daraus eigene Lösungsansätze zum Wohl der Gemeinschaft ab. Doch berücksichtigt die Siedlungsgenossenschaft dabei auch die Bedürfnisse und Wünsche der jungen Generation?

Dies wollte der Sunnige Hof von vier jungen Menschen wissen, die zusammen mit ihren Familien in der Genossenschaft leben. Daraus entstanden ist ein Gespräch über die Ansichten, Wünsche und Bedürfnisse der nachkommenden Generation zur Thematik Wohnformen der Zukunft.

Welche Gedanken verbindet euch mit dem Begriff «Zuhause»?
Eline Ganguillet: Ich verbinde «Zuhause» mit einem Ort, an dem ich mich sicher und geborgen fühlen kann. Und für mich ist es auch wichtig, dass ich dort mich selbst sein kann.
Chiara Bühlmann: Ich assoziiere diesen Begriff besonders mit Personen. Wenn ich an diesem Ort Menschen antreffe, welche mir viel bedeuten, fühle ich mich dort heimisch. Für mich ist ein Zuhause nicht nur eine Adresse.
Juri Oetiker: Alles, was ich in meinem Leben mache, beginnt in meinem «Zuhause». Ob von der Planung bis zur Ausführung, alles geschieht hier.
Mirco Keller: Für mich ist es der Ankerpunkt. Hier kann ich immer wieder zurückkehren und ich bin stets willkommen. Ich finde es aber auch wichtig, dass ich in meinen vier Wänden genügend Privatsphäre habe.

Ihr lebt mit euren Eltern und Geschwistern in einer Siedlung vom Sunnige Hof. Wie würdet ihr die Siedlung nach euren Vorstellungen zu eurer Traumsiedlung umformen?
Mirco: Ich würde es begrüssen, wenn sich die Natur in unserer Siedlung freier entfalten könnte. Daher wünsche ich mir zusätzliche Grünflächen, und dies in Form von neuen Bäumen, Sträuchern oder Fruchtpflanzen – denn ich finde die Apfelbäume vor unserer Haustüre eine geniale Idee. Ausserdem würde ich mich über ein vielfältigeres Tierreich in unserer Umgebung freuen.

Welche Aspekte soll der Sunnige Hof aus ökologischer Sicht beim Bau eurer Traumsiedlung berücksichtigen?
Juri: Photovoltaikanlagen auf den Dächern sind in der heutigen Zeit zum Standard geworden – zumal in unserer Nachbarschaft mittlerweile auf fast jedem Dach der Neubauten Solarpanels installiert wurden.
Eline: Wir sollten uns von der Betonwüste verabschieden. Es macht doch Spass, draussen in der Natur zu sein und dort die vielfältigen Pflanzen und Bäume anzutreffen.
Mirco: Wir brauchen Plätze, an denen wir uns in Zukunft zur Abkühlung zurückziehen können. Ich denke an einen Ort mit einer pflanzlichen Überdachung. Ausserdem sollten wir in jeder Wohneinheit eine Klimaanlage einbauen. Es wird immer wärmer und wir müssen uns daher gegen die Hitze wappnen.
Chiara: Hausdächer zu begrünen und Solarpanels zu installieren, finde ich wichtig. Zudem müssen wir uns dem eigenen Konsum und Verbrauch
widmen. Wir werden Möglichkeiten finden, uns im Alltag zugunsten der Umwelt einzuschränken.

Wie stellt ihr euch in diesem Zusammenhang die Aussenbereiche eurer Sunnige Hof Siedlungen vor?
Chiara: Ich spreche mich dafür aus, sämtliche vorhandenen Ressourcen möglichst effizient und sinnvoll einzusetzen. Ausserdem möchte ich möglichst wenig in die Natur eingreifen. Daher macht es Sinn, in die Höhe zu bauen. Auch deshalb, weil die Bevölkerung stetig wächst und wir zusätzlichen Raum für diese Menschen benötigen. Auf diese Weise schonen wir die Natur. In Singapur beispielsweise gibt es Hochhäuser, in denen grüne Parkanlagen integriert sind. Diese grünen Oasen innerhalb der Hochhäuser sind eine zukunftsweisende Idee. Gleichzeitig ist der Bau von Einfamilienhäusern aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäss, denn dafür fehlt uns der Platz.
Juri: Wir müssen den Bau einer ökologischen Umgebung aber nicht auf die Spitze treiben. Ein Wasserfall mitten in der Siedlung, wie beispielsweise am Flughafen in Singapur, wäre übertrieben und eine Energieverschwendung. Kletterpflanzen entlang der Hochhäuser zu platzieren, finde ich hingegen ästhetisch und ökologisch sinnvoll. Das würde das Erscheinungsbild der Siedlung aufwerten.

Neben der Siedlungsumgebung stellt sich die Frage, wie eure Traumsiedlung errichtet werden soll. Welche architektonischen Stilrichtungen sagen euch dabei am besten zu?
Juri: Ich bin ein Freund von grossen Fenstern und einer hellen Wohnfläche. Ausserdem gefallen mir Gebäude, die nicht einheitlich daherkommen.
Mirco: Auf der «grünen Wiese» stelle ich mir eine Kombination aus Altbau und Neubau vor. Altbauten zu sanieren, erachte ich als sinnvoll und effizient – und zu alledem versprühen die Altbauten auch noch Charme. Mit ihren warmen Farben machen die Altbauten die Zürcher Quartiere schöner.
Juri: Natürlich finde ich Altbauten auch am schönsten. Wenn wir jedoch den Blick in die Zukunft richten, macht es wohl keinen Sinn mehr, solche Häuser zu bauen oder Geld in Sanierungen zu investieren. Die Altbauten benötigen meiner Ansicht nach zu viel Platz für zu wenige Menschen.
Eline: Hochhäuser sind schön und gut, aber bitte nicht zu sehr in die Höhe bauen. Ab einer gewissen Höhe sind die Hochhäuser nicht mehr ästhetisch. Zudem wirft das Gebäude dann zu viel Schatten, und somit wären wir dann bei sogenannten seelenlosen Betonblöcken.

Wohnbaugenossenschaften legen einen starken Fokus auf die soziale Nachhaltigkeit – auf die zwischenmenschliche Solidarität. Wie stellt ihr euch das tägliche Miteinander in eurer Siedlung der Zukunft vor?
Mirco: In einer perfekten Welt stelle ich mir das ein bisschen so vor wie auf einem Weinberg. Inmitten der Weinreben sitzen alle an einer langen Tafel und geniessen die Gemeinschaft. Dazu gehört ein Platz oder ein Ort, auf dem sich alle zu einem Anlass oder einer Veranstaltung versammeln können.
Juri: Ich wünsche mir eine lebendige und pulsierende Siedlung, ähnlich wie in einem Club oder einer Disco. Ich meine damit nicht einen Party-Ort wie den «Ballermann». Vielmehr wünsche ich mir eine Siedlung mit zahlreichen Events und Veranstaltungen. Auf diese Weise haben die Bewohnenden bei der Auswahl der Siedlungsevents die «Qual der Wahl».
Chiara: Wir dürfen dabei aber niemanden zurücklassen, denn jede Siedlung ist geprägt durch ihren Facettenreichtum. Daher fände ich Veranstaltungen,
die auf die einzelnen Zielgruppen zugeschnitten sind, wichtig. So fühlen sich Jung wie Alt an den Siedlungsveranstaltungen willkommen.
Eline: Ich verpasse kein Sommerfest in meiner Siedlung. Auch auf die Kinoanlässe freue ich mich. Auf die kleineren Veranstaltungen werde ich seltener aufmerksam. Ich würde mich über zusätzliche Anlässe freuen, die mit Spass verbunden sind – wie beispielsweise Spielabende.

Welche technologischen Hilfsmittel wünscht ihr euch in der Wohnung der Zukunft?
Mirco: Die Künstliche Intelligenz soll das ganze Haus überwachen. So kann die KI sofort reagieren, wenn jemand einzubrechen versucht. Sie kann gleichzeitig die Polizei alarmieren und den Einbrecher beispielsweise in einem Raum einschliessen. Selbstverständlich soll mich die KI über den Einbruch via mein Handy informieren. Darüber hinaus erwarte ich, dass die Künstliche Intelligenz automatisch weiss, wann ich mich selbst in meiner Wohnung bin. Es wäre auch hilfreich, wenn ich auf meinem Handy per Video sehe, wer an meiner Haustür klingelt. Cool wäre auch eine digitale Ansicht des Kühlschranks. Diese zeigt mir an, welche Lebensmittel in meinem Kühlschrank fehlen oder demnächst ablaufen. Auf diese Weise verschwende ich nicht unnötig die vorhandenen Ressourcen.
Juri: Wir brauchen intelligente Geräte, die uns auf unseren verschwenderischen Konsumverbrauch aufmerksam machen. Wenn ich den Wasserhahn zu lange laufen lasse, soll mir dies angezeigt werden oder ein Alarm losgehen. Zudem finde ich, dass ein Frankenzähler in jedem Gerät integriert sein soll. So sehen wir, wie viel Geld wir verschwenden, wenn wir unnötigerweise das Licht brennen lassen oder zu stark im Winter heizen.
Chiara: Ferngesteuerte Geräte, die den Strom, den Kochherd oder den Backofen regulieren, fände ich cool und würden mein Leben erleichtern. Auch Kameras beim Eingang finde ich sinnvoll. So sehe ich, wer an der Türe klingelt, und kann dann entscheiden, ob ich «zuhause bin» oder nicht.